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Asel am Edersee
Ortsteil der Gemeinde Vöhl

Zum Homberger Born 14
34516 Vöhl-Asel

Alt-Asel und der Edersee

Geschichte unter der Wasseroberfläche

Das Bild zeigt die Ortsmitte des Alten Asel. Ziemlich genau auf Höhe des kleinen Kirchturmes befindet sich heute das Denkmal für das versunkene Dorf. Zu sehen sind heute nur noch wenige Reste der Grundmauern sowie steinerne Tröge aus den Ställen. Einzig die Brücke ist voll erhalten...

Am nördlichen Ufer des Edersees, eingebettet in die bewaldeten Hügel des Nationalparks Kellerwald-Edersee, liegt das kleine Dorf Asel, ein Ortsteil der Gemeinde Vöhl in Nordhessen. Was heute wie ein ruhiger Ferienort wirkt, birgt eine bewegende Geschichte: das versunkene Dorf Alt-Asel. Die Flutung des Edertals zu Beginn des 20. Jahrhunderts veränderte das Leben in der Region grundlegend – und ließ ein ganzes Dorf im Wasser verschwinden. Heute erzählen sichtbare Reste bei Niedrigwasser und alte Wege von dieser Vergangenheit. „Alt-Asel und der Edersee“ ist damit nicht nur ein Thema von lokalhistorischer Bedeutung, sondern auch ein lebendiges Kapitel Heimatgeschichte.

Das alte Asel – Ein Dorf im Tal der Eder

Bis zum frühen 20. Jahrhundert lag das ursprüngliche Dorf Asel im Tal der Eder – dort, wo sich heute die Wasserflächen des Edersees erstrecken. Das Dorf war bäuerlich geprägt, lebte von der Landwirtschaft, vom Handwerk und vom Fluss. Die Eder prägte den Alltag, bot Wasser, Fische und Transportmöglichkeiten. Eine steinerne Brücke verband Alt-Asel mit dem südlichen Ufer – sie wurde zwischen 1887 und 1890 erbaut und gilt bis heute als bedeutendes historisches Relikt.

Mit dem Beschluss zum Bau der Edertalsperre im Jahr 1908 sollte sich alles ändern. Der Fluss wurde aufgestaut, um Strom zu erzeugen, Hochwasserschutz zu gewährleisten und die Schifffahrt auf der Weser zu sichern. Ganze Ortschaften – darunter auch Asel, Berich und Bringhausen – mussten weichen. Für die Menschen bedeutete das die Umsiedlung ihrer Heimat. Gebäude, Felder, Kirchen und Friedhöfe wurden verlassen oder abgetragen.

Dieser Blick geht von der Brücke aus in Richtung der Aselbucht, der Standort befindet sich in etwa bei dem heutigen Asel-Süd. Rechts im Hintergrund der Katzenberg, der Standort des 'neuen' Asel befindet sich in halb linker Richtung hinter den Hügeln.

Die Umsiedlung – Entwurzelung und Neuanfang

Die Menschen in Alt-Asel wurden entschädigt und zogen auf höher gelegene Flächen oberhalb des künftigen Stausees. Dort entstand Neu-Asel, wie der heutige Ort Asel anfangs genannt wurde. Der Umzug bedeutete nicht nur den Verlust von Gebäuden, sondern auch den Verlust gewachsener Strukturen, Nachbarschaften und Traditionen. Alte Wege, Friedhöfe und die Kirche blieben zurück – unter Wasser.

Trotz des Schmerzes bewiesen die Menschen Pioniergeist: Sie bauten neue Häuser, richteten sich auf dem Hügelrücken oberhalb des Edertals ein und gründeten das heutige Asel. Der neue Ortsteil ist kleiner als der alte, aber bis heute geprägt vom Bewusstsein seiner Geschichte.

"Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir". Dieses Foto zeigt die versammelte Dorfgemeinschaft nach dem letzten Gottesdienst vor der Umsiedlung.
Der Ort nach ersten Sprengungen durch die Kaiserlichen Pioniere.
Nochmal ein Blick auf Alt-Asel, diesmal in Richtung Asel-Süd.
Copyright:
Von Hubert Berberich (HubiB) - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

Edersee-Atlantis – Wenn Geschichte sichtbar wird

Das, was einst verloren schien, kehrt gelegentlich zurück. In heißen Sommern oder bei niedrigem Wasserstand tritt das alte Asel teilweise wieder ans Licht. Dann wird der Grund des Edersees freigelegt – und mit ihm Fundamente alter Häuser, alte Wege, Kellerreste und vor allem: die Aseler Brücke. Diese steht bei extremem Niedrigwasser vollständig frei und kann sogar zu Fuß überquert werden – ein faszinierendes Erlebnis für Einheimische und Touristen gleichermaßen.

Diese Erscheinung wird häufig als „Edersee-Atlantis“ bezeichnet. Der Begriff spielt mit dem Mythos der versunkenen Stadt und trifft den Nerv vieler Besucher: Wer durch das ehemalige Dorf läuft, kann sich kaum der Magie des Ortes entziehen. Die freigelegten Strukturen bieten nicht nur spektakuläre Fotomotive, sondern auch einen stillen Moment der Erinnerung – an ein vergangenes Leben, das unter der Wasseroberfläche weiterexistiert.

Alt-Asel heute – Ein Ort der Begegnung mit Geschichte und Natur

Heute ist Alt-Asel kein bewohnter Ort mehr, sondern ein Teil des Edersee-Bodens – und dennoch voller Bedeutung. Wanderwege führen in die ehemalige Dorfstelle, und bei niedrigem Wasserstand ist sie direkt begehbar. Viele Gäste kombinieren den Besuch mit einer Wanderung entlang des Urwaldsteigs, einem der beliebtesten Wanderwege der Region.

Ein besonderes Highlight ist die Brücke von Alt-Asel. Sie ist ein technisches Denkmal, ein Symbol der Verbindung und ein stiller Zeuge der Vergangenheit. Seit einigen Jahren steht sie unter Denkmalschutz.

Ein Denkmal, hier aus früherer Zeit, erinnert heute an das versunkene Dorf.
Das Erinnerungsschild am Denkmal

Fazit

Alt-Asel und der Edersee stehen sinnbildlich für Veränderung, Verlust und Neubeginn. Wo einst ein lebendiges Dorf stand, rauschen heute die Wellen. Und doch lebt die Geschichte weiter – im heutigen Asel, in den Erinnerungen der Nachfahren und in den faszinierenden Momenten, wenn der See sein Atlantis freigibt. Wer Asel besucht, taucht nicht nur in die Natur, sondern auch tief in die Geschichte eines besonderen Ortes am Edersee ein.